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H-Museum

 

Ausstellungsbesprechung


 

 
 
 
 
 
© J. Georg Friebe
 

dragons

Eine Ausstellung des Conseil Générale de la Moselle und des Museum National d´Histore Naturelle
Chateau de Malbrouck, Kanderen / Moselle - Frankreich
(10. April bis 31. Oktober 2005)

Katalog
Hoch, Philippe & Absalon, Patrick (Red.):
Drachen. Ausstellungsführer. – 85 S., Metz (Éditions Serpentoise).
ISBN 2-87692-675-X [deutsche Version]
€ 10,-

Begleitband
Gourarier, Zeev; Hoch, Philippe & Absalon, Patrick (Red.):
Drachen. Im zoologischen Garten der Mythologie. – 316 S., Metz (Èditions Serpentoise).
ISBN 2-87692-674-1 [deutsche Version]
€ 35,-

Websites
http://www.chateau-malbrouck.com/
http://www.expo-moselle.com/

Rezensiert für H-Museum
von Georg Friebe
inatura - Erlebnis Naturschau, Dornbirn

Gliederung
Ausstellung
Begleitbuch
Web


 


 

Die Ausstellung

Die Tolkien-Mania ist vorüber, und Harry Potter hat seinen Drachenkampf längst hinter sich. Doch die Faszination der Fabelwesen ist keinesfalls verschwunden. Drachen haben sich ihren fixen Platz im Spannungsfeld zwischen Esoterik, Fantasy und Kinderzimmer erobert. Doch mit all diesen Klischees, mit all diesem Kitsch will die Ausstellung "dragons" nichts zu tun haben.

2500 Jahre Kulturgeschichte des Drachen (freilich mit Schwerpunkt Neuzeit) werden im Chateau de Malbrouck am Dreiländereck Frankreich – Deutschland – Luxemburg präsentiert. Geschichte, Kunst und Wissenschaft sind die Eckpfeiler, die den Rahmen der Ausstellung abstecken. Qualität hat Vorrang, und die Liste der Leihgeber ist beachtlich: Das Nationalmuseum in Jakarta hat ebenso Exponate an die Mosel gesandt wie das Museum der Verbotenen Stadt in Peking oder das Benaki-Museum zu Athen. Dass auch das Musée du Louvre seine schönsten Drachen zur Verfügung gestellt hat, erscheint hier beinahe selbstverständlich. Doch auch die Objekte aus den zahllosen kleineren Museen müssen den Vergleich mit ihren "grossen Nachbarn" nicht scheuen: Kein einziges Exponat fällt aus der Reihe.

Lichteffekte sind ein wichtiges Gestaltungselement. Während die Objekte in den Vitrinen meist mit (Kaltlicht-) Spots direkt beleuchtet werden, finden sich in etlichen Räumen Licht- und Schattenspiele an Wänden und Boden. Eine ausgeklügelte Beschallung schafft Stimmungen, die zu einem längeren Verweilen und einer intensiveren Betrachtung der Exponate einladen. Lediglich die durchwegs dreisprachigen Objektbeschriftungen (fr, en & dt) sind etwas zu klein und nicht immer optimal beleuchtet. Das reale Objekt erster Qualität in perfekter Inszenierung lässt keinen Platz für multimediale Spielereien. Es gibt kaum Computerterminals und Hörstationen, und das ist gut so. Wo dennoch auf elektronische Vermittlungsmedien gesetzt wird, sind diese behutsam und unaufdringlich in die Ausstellung integriert. Auf mürrisches Aufsichtspersonal, das knarrenden Schrittes nervös auf und ab marschiert um seine Wichtigkeit zu demonstrieren, wurde dankenswerterweise verzichtet: Die gesamte Ausstellung ist videoüberwacht!

In einem Kellerraum wird der Besucher in die Geschichte der Burg und der "Drachologie" eingeführt. Der Text ist gesprochen, und für Leute, die des Französischen nicht mächtig sind, laufen Untertitel in Deutsch und Englisch auf Bildschirmen mit. Drachenmobiles – vor den Blicken der Besucher verborgen - werfen ihre Schatten an die Wände hinter einem Modell der Burg.

Vom Bekannten zum Unbekannten - der europäische Drache steht am Anfang. Die ersten Drachenspuren führen in die klassische Antike. Drei Aspekte werden besonders beleuchtet: "Das Chaos der Anfänge" offenbart die Schöpfungsmythen aus dem Zweistromland, "Der Schlangendrache" zeigt die hybride Natur des klassisch-griechischen Drachen zwischen (Riesen-) Schlange und Fabelwesen, und "Der Drache als Hüter" stellt ihre Liebe für Gold als wesentlichen Charakterzug vieler Drachen vor. Hier befindet sich auch die einzige interaktive Hörstation: Drachenmythen aus den Metamorphosen des Ovid können über Kopfhörer gehört werden. Die Sprach- und Themenwahl erfolgt über einen Touchscreen, auf dem auch - passend zur Geschichte - wie in einem Buch mittelalterliche Miniaturen und Bilder der Renaissance aufgeblättert werden. Leider erscheint die Startseite nach Ende eines Textes viel zu schnell, sodass man erneut die Intro anhören muss, um zur Auswahlseite zu gelangen. Aber vielleicht ist dies auch gewollt, damit die Besucher nicht allzu lange verweilen und Platz für andere Gäste machen.

In Mittelalter und Neuzeit überwinden bekannte und unbekannte Heilige in Drachenkämpfen das Untier und damit Heidentum und Teufel. Dass der Drache meist recht klein dargestellt ist, um die Übermacht des Heiligen zu verdeutlichen, wird ebenso erwähnt, wie der Aspekt der persönlichen Prüfung. Dass in vielen Drachenlegenden auch der Kampf mit den Naturgewalten enthalten ist, wird hier am Rande thematisiert – der Geologe hätte sich freilich hier ein Beispiel für den Überschwemmungsdrachen gewünscht! Ein (natürlich französischer) Drachenheiliger wird besonders vorgestellt: Der Heilige Klemens, erster Bischof der nahe gelegenen Departement-Hauptstadt Metz, trieb den Graouilly aus seinem Versteck im römischen Amphitheater (!) zum Fluss, wo jener ertrank.

Im Vortragsraum, der zu den weiteren Räumen der Burg vermittelt, werden Ausschnitte aus Spiel- und Zeichentrickfilmen präsentiert. Sie werden jeweils mit einem (leider nur schwer lesbaren) Kurztext eingeleitet. Dass manche Klassiker fehlen, mag wohl eher an den Urheberrechten und Lizenzgebühren liegen, als an den Intentionen der Ausstellungsgestalter. Leider ist der Ausschnitt aus dem Nibelungenfilm der UFA verzerrt, und Siegfried kommt merkwürdig breitbrüstig daher!

"Der Drache der Tausend Feuer" widmet sich entgegen den ersten Erwartungen nicht dem Feuerspeien, sondern dem Funkeln der Drachenjuwelen. Zwischen "horror vacui" und Abwehrzauber sind die Objekte anzusiedeln, und der Drache als militärisches Emblem ist ebenso zu finden wie die Produkte eines internationalen Konzerns für Luxusschmuck.

Seitenwechsel – nach Osten geht nun die Reise! Natürlich steht zunächst der chinesische Drache im Mittelpunkt. Er ist gleichzeitig Symbol kaiserlicher Macht als auch der Bringer von Glück sowie Wasser und Fruchtbarkeit. Am Firstbalken schützt der "Sohn des Drachen" als Wassergott vor Feuersbrunst, und als Hüter der Perle der Weisheit und des Wissens wird der Drache zum Symbol für spirituelle Vollkommenheit und Unsterblichkeit. Neben vorzüglichen Objekten aus chinesischen Museen stellt ein Video Drachen vor, die schon aufgrund ihrer Grösse nicht im Original gezeigt werden können. Allein die Jahrtausende alte Drachentradition Chinas kommt etwas zu kurz.

Neben ihren chinesischen Brüdern werden die südostasiatischen Drachen gerne vernachlässigt – nicht so in dieser Ausstellung. Ihre Symbolik ähnelt jener der chinesischen Drachen. Aber auch ganz banale Dinge werden thematisiert: Auch als Vernichter von Mäusen ist der Schlangen-Drache ein Wohltäter! Vom indonesischen Aso ist es nur ein kleiner Schritt zur indischen Naga, und es würde den Rahmen der Ausstellung sprengen, wollte man alle Beziehungen zur Todesgöttin Kali hier diskutieren. Die Texte und Objekte beschränken sich daher auf die Rolle von Aso / Naga als Apotropaion. Leise Gamelan-Musik im Hintergrund lässt den Besucher vergessen, dass er sich auf einer europäischen Burg befindet.

Im letzten Burgturm führt der Weg zurück nach Europa direkt in die Kuriositätenkabinette der Wissenschaft. "Drachenmumien" (aus Rochen gebastelt) sind ebenso zu bewundern, wie ein "Drachenschädel" vom Höhlenbär aus der Steiermark. Nur der Luzerner Drachenstein ist eine der wenigen Kopien, die in dieser Ausstellung gezeigt werden – und darauf wird ausdrücklich hingewiesen. Dem "Dragosaurus" ist ein eigener Raum gewidmet. Owens Saurierrekonstruktionen eröffneten neue Aspekte zum "Drachendesign". Mussten in früheren Jahrhunderten oft Haustiere für Drachendarstellungen Modell stehen (wie viele Drachen erinnern an Hunde oder Ziegen!), sind nun die Dinos begehrte Vorbilder. Gezeigt wird ein Trickfilm (die Drachen verschlafen die Abfahrt der Arche) sowie Originalzeichnungen zu einem französischen Comic. Gut hierher gepasst hätte auch ein Bild von Boris Vallejo – oder ist dessen Werk den Gestaltern zu kitschig?

"Himmlische Drachen" entführt in die Welt der Astronomie, aber auch in die angeblich himmlische Wirkung von "Drachenpulver", das auch heute noch in Fernost gerne als Aphrodisiakum verwendet wird. Und schliesslich finden alle jene Fabeltiere aus der Verwandtschaft der Drachen Erwähnung: vom Basilisk und Tatzelwurm bis hin zur Schlangenfrau Melusine. Und auch mancher Drache aus Heiligenprozessionen findet sich hier wieder, ist doch seinem Schöpfer bei der Gestaltung die Phantasie etwas zu weit durchgegangen.

Der Drachenfreund mag bemängeln, dass sich die Ausstellung auf die beiden Kontinente Europa und Asien beschränkt. Das mag zum einen ganz profane Gründe haben: Der Platz auf der Burg ist beschränkt. Doch auch eine wissenschaftliche Begründung kann gefunden werden: Für diese beiden Kontinente lassen sich Wanderungen der Drachenmythen durch die Jahrtausende von Ost nach West nachweisen – freilich verbunden mit gewaltigen Metamorphosen. Die Drachen der Neuen Welt hingegen wurden von den europäischen Einwanderern mitgebracht. Der autochthone Quetzalcoatl Mittelamerikas und die Untiere afrikanischer Mythen aber haben mit der "klassischen" Drachentradition nichts gemein. Sie sind erst von ihren "Entdeckern" mit dem Bild des Drachen assoziiert worden.

Das originalgetreu rekonstruierte und restaurierte Chateau de Malbrouck bildet einen würdigen Rahmen für diese grossartige Ausstellung: Von den Türmen schweift der Blick übers Land, und die Phantasie unternimmt eine Reise in eine Welt, in der Drachenjagden zu den Pflichten eines "echten" Ritters gehört. Doch aus dem vordergründig idealen Standort ergeben sich kleine Unzulänglichkeiten: Nur knapp ein Viertel der Räume ist über Rampen und Lift erreichbar. Der Rest bleibt Behinderten verschlossen. Und nur in den ersten beiden Türmen befinden sich Toiletten.

Zur Erholung dient die Burgtaverne mit Getränken und kleinen Speisen zu durchaus normalen Preisen. Ein Leseraum mit zwei Computerarbeitsplätzen steht Besuchern zur Verfügung, die weiter in die Materie eindringen wollen. Und für die kleinen Gäste sorgt eine Ludothek für Spannung und Abwechslung.

Die Ausstellung von Malbrouck wird im Jahr 2006 in der Grande Galerie de l´Evolution des Museum National d´Histore Naturelle Paris ihre Fortsetzung erfahren. Liegt hier an der Mosel der Schwerpunkt auf archäologischen Funden, Kunstwerken und Dokumenten, so sollen in Paris wissenschaftliche Hypothesen, Beschreibungen und Forschungsarbeiten zum Thema Drachen im Mittelpunkt stehen.


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Katalog und Begleitband

Die Ausstellungsgestalter haben den Katalog bewusst vom (etwas teureren) Begleitband getrennt. Er bietet gerafft die wichtigsten Informationen: Eine Seite Text für jeden Themenkreis, eine Seite mit dem schönsten und interessantesten zugehörigen Exponat. Danach eine Auflistung von 167 Objekten mit Bezeichnung, Alter und Leihgeber und oft mit einem Kurzkommentar in Form eines Satzes. Nicht jedes Objekt ist abgebildet, aber die Abbildungen genügen, die Erinnerung wach zu erhalten. Der Katalog richtet sich an den Besucher und bietet ihm eine preisgünstige Möglichkeit, die wichtigsten Aspekte der Ausstellung zu Hause Revue passieren zu lassen.

Wer tiefer in die Materie eindringen will, sei auf den Begleitband verwiesen. Auf etwa dreihundert Seiten bietet er Informationen, die in der Ausstellung selbst nicht derart detailliert präsentiert werden können. Schon beim ersten Durchblättern fällt auf: Der Band ist reich bebildert und hebt sich in seiner graphischen Gestaltung angenehm von Durchschnittsprodukten ab. Die vier Themenschwerpunkte "Mythologische Quellen des europäischen Drachen" / "Der Drache im abendländischen Mittelalter" / "Asiatische Drachen: China und Indonesien" / "Zoologie des Drachen" entsprechen grob den Ausstellungsthemen in den vier Burgtürmen. Jedem Schwerpunkt sind drei Beiträge gewidmet. Einleitung und Nachwort runden den Band ab.

In der Einleitung versucht Zeev Gourarier die Ursprünge der Drachen und ihren Bedeutungswandel bis in die frühe Neuzeit zu ergründen. Leider lassen seine wohl rhetorisch gemeinten Fragen mehr offen, als dass sie Antworten bieten. Dass ausgerechnet die Scheiterhaufen der Inquisition als Wegbereiter für eine moderne Welt betrachtet werden sollen, befremdet: Gerade aufgeklärte Wissenschaftler, die mit der Tradition brachen, liefen besondere Gefahr, den Argwohn der Inquisition auf sich zu ziehen und als Ketzer verdammt zu werden. Hier ist der Autor wohl dem Klischee erlegen, dass in erster Linie "weise Frauen" als Bewahrerinnen alten Wissens bevorzugte Opfer der Hexenprozesse gewesen seien.

Wie die Ausstellung beginnt der Begleitband in Europa. Patrick Absalon geht in seiner Darstellung der klassisch-antiken Drachenwelt über Textzitate weit hinaus. Neben die Präsentation der wichtigsten antiken Drachen stellt er deren Visualisierung in der bildenden Kunst der nachfolgenden Jahrhunderte, und wie sich die Vorstellungen der Künstler im Laufe der Zeit gewandelt haben. Er holt nach, was in der Ausstellung etwas zu kurz kommt: Der Drachenkampf der strahlenden Helden kann auch als Sieg der Zivilisation über die rauhe und ungestüme Natur interpretiert werden. --- Jean-Pierre Mohen stellt Drachendarstellungen der Wikinger vor und weist auf das Paradoxon hin, dass Drachendarstellungen noch nie am Bug eines Wikingerschiffes gefunden wurden. --- Philippe Hoch schliesslich beschäftigt sich mit den biblischen Drachen. Nach einem Hinweis auf die Nähe von Babylon und Israel hinsichtlich ihrer mythologischen Traditionen geht er auf Übersetzungsfehler ein, die sich in die Bibel geschlichen haben. So steht in der Vulgata das Wort "draco" an Stelle von mindestens vier verschiedenen hebräischen Wörtern, die sehr unterschiedliche Fabelwesen bezeichneten. Leviathan, Behemoth und der Drache der Apokalypse werden ausführlich diskutiert.

Ganze "Heerscharen" von Heiligen stellten sich dem Drachenkampf. Marlène Hédard und Georges Fréchet betonen, dass der Drache dabei nicht immer das zu überwindende Heidentum repräsentiert. Die heilige Margarethe kämpft mit ihrem inneren Dämon, den sie schlussendlich bezwingt. Die Drachen der Heiligen sind durchaus wandelbar und könne die unterschiedlichsten Formen annehmen. Realistische Darstellungen eines Tieres, das durch die Bibel bezeugt ist, weichen im Laufe der Zeit mehr phantasievollen Bildern. --- Entgegen dem Titel geht Robyn Fréchet in ihrem Beitrag über die mittelalterlichen Bestiarien weit hinaus. Der Drache erscheint auch in der "Unterhaltungsliteratur", wobei die Neubearbeitungen der antiken Drachenmythen durchaus moralisierende Züge tragen können. --- Obwohl die Literatur den Gebildeten vorbehalten war, war der Drache auch in der Volksüberlieferung präsent. Dort konnte er völlig neue Rollen einnehmen: Sogar zur Karnevalsfigur wurde er, und zum Bestandteil lokaler Feste. Jean-Marie Privat diskutiert seine ambivalente Natur und seine Rolle in den (Gründungs-) Mythen der Drachenstädte.

Durch die Omnipräsenz des chinesischen Drachen werden dessen südostasiatischen Verwandten gerne übersehen. Erna Katwinto und Diani Purwandari stellen indonesische Drachen vor, kein leichtes Unterfangen angesichts der ca. 500 Ethnien in diesem Archipel. Obwohl aus China und Indien übernommen, entwickelten die Drachen in Indonesien bald ein "Eigenleben": Sie gelten als weiblich und als Fruchtbarkeitssymbol, und sind der "unteren Welt" und dem Wasser zugeordnet. Im Aso-Motiv ("Drachenhund") wird er zum Beschützer, aber auch zum Bezwinger der Feinde. Und natürlich fand der Drache Eingang in die lokale Literatur. --- Zweifellos ist China die Geburtsstätte des Drachen. Doch wann und wie ist er entstanden? Dieser Frage geht Li Xiaohong auf den Grund und stellt archäologische Funde vor, die seine Verwandlungen von den ältesten Darstellungen im 4. Jahrtausend v.Chr. bis in die Han-Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.) belegen. Ab der Han-Dynastie wurde das Aussehen des Drachen endgültig festgelegt. --- Dass der Drache in China nicht nur kaiserliches Emblem ist, diskutiert Christophe Comentale. Der Drache ist auch heute noch in allen Lebensbereichen präsent.

Reptilien geniessen das Privileg, zu den unbeliebtesten Wesen im Tierreich zu zählen. Die Scheu, sich mit ihnen näher zu beschäftigen, liess zahlreiche Vorurteile entstehen. Bernard Le Garff räumt mit diesen Vorurteilen auf und diskutiert gleichzeitig, wie diese falschen Vorstellungen das Bild des europäischen Drachen entscheidend prägten. --- Die Schweiz mit ihren unzugänglichen Alpentäler (und speziell der Pilatus bei Luzern) wurde von einer besonderen Vielzahl von Drachen bewohnt. Bereits in der Renaissance gab es die ersten Versuche einer wissenschaftlichen Dokumentation. Conrad Gesner und Johann Jakob Scheuchzer waren nur zwei aus einer ganzen Reihe von Naturwissenschaftlern, die dem Phänomen "Drache" auf den Grund gehen wollten. Michel Meurger zeichnet deren Geschichte bis zur Entmythifizierung der Drachensagen durch Moritz Anton Kappeler im 18. Jahrhundert. --- Wie unbekannte Tiere, durch unzuverlässige Berichte ins Monströse verzerrt, das Bild des Drachen beeinflussten, zeigt Patrick Absalon. Den grössten Einfluss auf unsere heutigen Drachenbilder hatten jedoch die Dinosaurier. Diese Urtiere, die nicht in den Kontext der biblischen Schöpfung einzuordnen waren, konnten ja nur ausgestorbene Drachen sein!

Im Nachwort geht Christian Delacampagne der Rolle der Drachen in der heutigen Gesellschaft nach. Vom Kinder- bis zum Horrorfilm, von politischer Propaganda bis zu Esoterik-Amuletten: Überall ist der Drache präsent. Er hat nichts von seiner Faszination eingebüsst!

Trotz seine Umfanges kann auch dieser Band längst nicht alle Aspekte der "Drachenwelten" abdecken. Denn "der Drache kann zahlreiche Gestalten annehmen, doch diese sind unerforschbar" (Jorge Luis Borges). Aber er gibt einen sehr guten Überblick über das Faszinosum Drache von seinen Anfängen in China bis in unsere moderne Unterhaltungskultur. Und er hebt sich dank der Qualität der Beiträge und der Fotos angenehm von vielen anderen Publikationen zu diesem Thema ab.

Sowohl Katalog als auch Begleitband stehen in drei Sprachen zur Auswahl (Französisch, Deutsch und Englisch).


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Web

Zwei Websites geben Informationen zur Ausstellung. In beiden Fällen wird auf einen "digitalen Katalog" verzichtet: Wer Materialen für eine fachliche Vor- oder Nachbereitung seines Besuchs erwartet, wird diese vergeblich suchen. Schliesslich wollen der gedruckte Katalog und Begleitband verkauft werden.

Unter http://www.expo-moselle.com/ findet sich ein Archiv aller Ausstellungen des Departements Moselle sowie eine Vorschau auf künftige Projekte. Dank durchdachter Strukturen findet sich der Benutzer gut zurecht. An erster Stelle stehen – leider nur auf Französisch - die Hintergründe der Ausstellung: Warum den Drachen eine eigene Plattform geboten wird, und welche Rolle den beteiligten Partnern zukommt, sind Informationen, die bei vergleichbaren Projekten oft verschwiegen werden. Unter dem nächsten Menüpunkt findet sich alles Wissenswerte für einen Besuch: Lage, Öffnungszeiten und Eintrittspreise. Die Produkte, die in der Boutique zum Verkauf stehen, werden allerdings nur verbal beschrieben. Bilder fehlen ebenso wie die Möglichkeit zum Online-Kauf. Der dritte Bereich ist den Begleitveranstaltungen sowie dem Angebot und Programm für Schulen gewidmet.

Hier überschneidet sich die Website etwas mit http://www.chateau-malbrouck.com/. Die auch auf Deutsch angebotene Website des Chateau de Malbrouck konzentriert sich auf die Rahmenbedingungen: Die Burg wird für potentielle Interessenten als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum vorgestellt. Die Drachenausstellung dient dabei als aktuelles Beispiel, um die Möglichkeiten, die die Burg bietet, zu unterstreichen. Dies gilt auch für das Begleitprogramm. Bankette und (Strassen-) Theatervorführungen wurden zwar dem Thema der Ausstellung angepasst, finden aber offenbar auch in der ausstellungsfreien Zeit statt. Für den Besucher wichtig: Hier findet sich ein Lage- bzw. Anfahrtsplan.



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© MMV by J. Georg Friebe
Dokument erstellt am 30.09.2005
georg.friebe@dornbirn.at