Rezension
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1) VULCANIA – Parc Europeen du Volcanisme 2) Puy de Lemptegy – Volcan a Ciel Ouvert
rezensiert für H-Museum und VL Museen von J. Georg Friebe (Vorarlberger Naturschau Dornbirn)
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Abstract
Situated in the pleasant volcanogenous landscape of the Auvergne well apart the next village, the European Volcano Park Vulcania offers an new approach towards one of the more spectacular aspects of geology. The entrance tunnel addresses the emotions of the visitors. Videos of eruptions projected on irregular concrete slabs are accompanied by the roaring and bubbling sounds of a volcano. An artificial "lava flow" incorporates the remnants of a small Italian car in which scenes from volcano movies are presented. The main exhibition area is dedicated to various aspects of volcanology, including the internal structure of the earth as well as plate tectonics as the driving force for volcanism. Unlike conventional museums this exhibition shows only few authentical objects. It is based mainly on videos, graphics, models and information provided via computer terminals. Conventional text panels are sometimes inadequately lighted, and especially in the English translations the font size is often too small. Although the texts are scientifically correct, they dispense with technical terms and can thus easily be read by anyone. The texts of the computer information system are mainly in French with the principal texts being translated into English. A full English translation as well as a German, Italian and Spanish version will probably be provided within the next months. Two movie theatres round up the volcano park. In the larger cinema a (French) video on volcanism is presented on a huge screen. More spectacular, however, is the 3D-film which is presented in the smaller theatre. While "flying" over the landscape of the Auvergne the visitor encounters various geological objects (ammonite, volcanic bomb, mammoth tooth …) which are analysed and identified by an imaginary computer. 3D animations reveal the history and significance of these objects.
A trip to Vulcania should be completed by a visit to the "open air volcano" Puy de Lemptegy just on the other side of the main road. There the internal structures of a real volcano are exposed in an abandoned quarry. They can be explored both in a guided tour or independently. Text panels, photographs and graphics explain the major features visible in the quarry walls. An English translation is available at the counter. A video provides basic information on the history of the quarry as well as on the volcanism in the Auvergne region.
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1) Der Vulkanpark
VULCANIA – Parc Europeen du Volcanisme
Route de Mazayes
F-63230 Saint-Ours-les-Roches
Tel: +33 (0)4 73 19 7000
Fax: +33 (0)4 73 19 7099
E-Mail: bienvenue@vulcania.com
web: http://www.vulcania.com/
Öffnungszeiten: saisonal unterschiedlich, siehe Kalender auf der Website
Eintrittspreise: 18,- / 12,- Euro
Keine direkte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel
Geologie scheint eine schwer zu vermittelnde Wissenschaft zu sein. Zu komplex sind die geologischen Prozesse, zu verwirrend die unterschiedlichen Namen und Fachausdrücke. Greifbar wird die Geologie erst dann, wenn spektakuläre Ereignisse die Welt in Atem halten - wie etwa Vulkanausbrüche. Und dann bedauert man mitunter, nicht mehr über die Vorgänge im Erdinneren Bescheid zu wissen. Dieses Wissensdefizit auszugleichen, hat sich die Vulcania zum Ziel gesetzt. Mitten im Herzen Frankreichs, in der Vulkanlandschaft der Auvergne unweit Clermont-Ferrand gelegen, bietet sie eine neue Form der Vermittlung derjenigen geologischen Prozesse, die das Innere der Erde nach außen bringen.
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Selbst wenn der Urlauber für die erloschenen Vulkane kein Auge hat – der Vulcania kann er sich nicht entziehen. Bereits auf der Autobahn finden sich die ersten Hinweise. Der Weg zur Vulcania ist klar beschildert. Der "europäische Vulkan-Park" befindet sich fernab der nächsten Siedlung inmitten lockerer Wälder. Erst am Parkplatz (selbstverständlich mit Einweisern) wird das Ausstellungsgebäude sichtbar. Was zuerst auffällt, ist die Architektur. Und doch sieht der Besucher im Grunde nur Nebengebäude: Den eindrucksvollen Conus, der wohl einen Vulkanschlot darstellen soll, aber keine unmittelbare Funktion hat; den Restauranttrakt sowie das Dokumentationszentrum (Bibliothek). Die Ausstellungsräume selbst befinden sich unter der Erde.
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Um den Besucher auf das vielschichtige Phänomen "Vulkanismus" vorzubereiten, setzt die Vulcania auf einen emotionalen Zugang. Bereits der Weg zu dem Ausstellungsräumen windet sich um einen "Krater", ein tiefes Loch, aus dem "Vulkangedröhn" dringt. Der eigentliche Besuch beginnt in einem Eingangstunnel, der zwei in den Fels gesprengte Kavernen verbindet. Texte wird man hier vergeblich suchen. Es dominieren Installationen und speziell Videos. So werden in der ersten Kaverne Filmaufnahmen von Vulkanausbrüchen und postvulkanischen Erscheinungen (z.B. kochende Schlammlöcher) auf leicht schräge, unregelmässig gezackte Betonplatten projiziert. Selbstverständlich gibt es zu diesen Videos die passende Beschallung. Der Boden ist etwas uneben, ohne dadurch gehbehinderten Menschen Schwierigkeiten zu bereiten. Ein künstlicher Riss wurde mit rotem Glas ausgelegt und so von unten beleuchtet, dass er als natürlicher Spalt interpretiert werden kann, unter dem die Lava brodelt.
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Der andere Raum ist einer Strasse nachempfunden, die gerade von den Lavamassen erreicht wurde. Rechts kann man in ein teilweise zerstörtes Zimmers blicken (in dem ein Video gezeigt wird), links wurde ein erkalteter Lavastrom nachgebaut, von dem ein italienischer Kleinwagen erfasst wurde. Wer durch die Heckscheibe nach vorne blickt, findet statt der Windschutzscheibe einen großformatigen Monitor, auf dem Ausschnitte aus einschlägigen Katastrophen-Spielfilmen gezeigt werden. Der Zugangstrakt endet in einem nachgebauten Lavatunnel, der keine Sekunde den Eindruck aufkommen lässt, durch einen künstlichen Tunnel zu gehen. Hier finden sich auch die ersten Vitrinen mit kleinen Lavastalaktiten. Dass sich jemand für die Objektbeschriftungen interessieren könnte, wurde von den Ausstellungsmachern offenbar nicht in Erwägung gezogen: Sie sind durchwegs zu klein und speziell die englische Übersetzung ist kaum mehr lesbar.
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Nach diesem emotionalen Eingangsparcours hat der Besucher die Möglichkeit, sich in mehreren (ebenfalls unterirdischen) Räumen näher mit dem Vulkanismus auseinander zu setzen. Auch hier sind reale Objekte nur spärlich vertreten. Es dominieren Modelle, Grafiken und Computerterminals. Geysire, Sinterbecken und Schlammvulkane wurden 1:1 nachgebaut. Wenngleich die Erläuterungen zu den Modellen und Grafiken auch in englischen Übersetzungen angeboten werden, so sind diese meist unglücklich platziert, schlecht ausgeleuchtet und deutlich zu klein. Die französischen Texte sind etwas besser lesbar. Haupt-Informationsmedium ist jedoch der Computer. Zu jedem Themenbereich gibt es kurze Informationstexte, die trotz fachlicher Korrektheit verständlich formuliert wurden. Sie werden durch Animationen und/oder Filmsequenzen sowie Fotografien passender Vulkane ergänzt. An manchen Terminals können über Kopfhörer auch verbale Informationen abgerufen werden. An allen Terminals hat man Zugang zum umfangreichen Glossar. Theoretisch werden diese Informationen in fünf Sprachen (neben Französisch auch Englisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch) angeboten. Zum Zeitpunkt des Besuches Anfang September 2002 waren jedoch nur die wichtigsten Texte auf englisch verfügbar. Die übrigen Übersetzungen waren "in Ausarbeitung".
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Der Besucher wird systematisch an des Phänomen Vulkanismus herangeführt. Saal 1 thematisiert unter dem Titel "From outer space to the center of the Earth" die Grundlagen. Hier wird erklärt, wie die Erde – im Vergleich zu den anderen Planeten – aufgebaut ist. Darauf aufbauend wird anhand der Grundprinzipien der Plattentektonik gezeigt, wie Vulkanismus überhaupt entstehen kann. Etwas exotisch muten Computer-Simulationen zum Vulkanismus auf den anderen Planeten an. Jenseits des "Vulkangartens" geht es dann ins Detail. Die wichtigsten Gesteine werden in Handstück und kommentiertem Dünnschliff ebenso diskutiert, wie die unterschiedlichen Vulkan- bzw. Eruptionstypen oder postvulkanische Erscheinungen. Im tieferen Stockwerk werden – ausgehend von einem Video über den Mount Saint Helens – berühmte und spektakuläre Ausbruchsereignisse vorgestellt. Dem Verhältnis des Menschen zum Vulkanismus wird einerseits in einem Bereich über Religion und Sage, andererseits in einem Raum zu Vulkanforschung sowie Monitoring und Vorhersage Rechnung getragen. Und nicht zuletzt ist ein Ausstellungsteil den französischen Vulkanforschern und –filmern Katia und Maurice Krafft gewidmet.
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Zwei Filmtheater runden den Besuch der Vulcania ab. In einem riesigen Kinosaal werden auf einer unüberschaubaren Leinwand eindrucksvolle Aufnahmen von Vulkanen gezeigt. Übersetzungen des gesprochenen Begleittextes sind leider nicht verfügbar. Interessanter ist der kleinere Kinoraum, in dem ein 3D-Film gezeigt wird (Brillen mit Polarisationsfiltern). Aufhänger sind mehrere Objekte, die beim Überfliegen der Auvergne "gefunden" und von einem Scanner "identifiziert" werden: Ein Ammonit leitet zur Landschaft vor Beginn des Vulkanismus über, anhand einer vulkanischen Bombe wird die jüngere Geschichte der Auvergne thematisiert und ein Mammutzahn hilft, diese zeitlich zu fixieren. Speziell die Trickaufnahmen bieten sehr eindrückliche 3D-Effekte (z.B. Mammutrüssel in "Griffweite").
Das 3D-Kino ist derzeit der einzige Ausstellungsbereich, in dem die Auvergne thematisiert wird. Die englischsprachige "Explorer Map" verzeichnet zwar einen "Auvergne Room", nur ist dieser (noch) leer. Auf dem französischen Gegenstück ist dieser Raum überhaupt nicht bezeichnet. Bleibt anzunehmen, dass dieser Ausstellungsteil in absehbarer Zeit ergänzt wird.
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Aufsichtspersonal – an den feuerroten Uniformen leicht erkennbar - ist allgegenwärtig und steht für Fragen zur Verfügung. Wer nach dem Besuch Fachliteratur oder Bildbände, Souvenirs oder Spielsachen mit nachhause nehmen möchte, findet in 3 Shops – gegliedert nach den Themenbereichen "Auvergne", "Wissenschaft" und "Natur" - eine reiche Auswahl. Die Mitnahme eines kleinen Lunchpakets wird dringend empfohlen: Die Hochpreispolitik setzt sich zumindest beim Imbisskiosk fort (die Restaurants wurden nicht getestet).
Trotz des hohen Eintrittspreises war die Vulcania zum Zeitpunkt des Besuchs (ein Sonntag) überfüllt. Ein Teil der Besucher waren wohl Gruppen, die relativ schnell durch die Ausstellungsräume geschleust wurden. Individualbesucher hingegen nahmen sich mehr Zeit, sich mit dem "Innenleben der Erde" auseinander zu setzen, und machten von den Computer-Terminals reichlich Gebrauch. Am wenigsten Anklang fanden paradoxerweise die realen Objekte – sei es, weil sie erst gegen Ende des doch ermüdenden Rundgangs im tiefsten Ausstellungsgeschoss gezeigt werden, sei es, weil sie infolge der zu kleinen Beschriftung unverständlich bleiben.
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Bleibt die Frage, in welcher "Schublade" die Vulcania zu verorten ist. Den primären Fundus für Filme, Fotos und Objekte bildet die Sammlung von Katia und Maurice Krafft, zwei französischen Vulkanologen, die bei jedem größeren Ausbruch dabei waren, bis ihnen ihre Leidenschaft zum Verhängnis wurde. Als Präsentationsort dieser Sammlung erfüllt die Vulcania zweifellos Aufgaben eines Museums, zumal großer Wert auf die verständliche Vermittlung fachlich korrekter Sachinformation gelegt wurde. Die Art der Vermittlung verweist eher auf einen Themenpark, während der emotionale Zugang am ehesten einer Erlebniswelt zuzuordnen ist. Auf jeden Fall ist die Vulcania eine ernst zu nehmende Konkurrenz für konventionelle Museen – und ein lehrreiches Beispiel, wie eine tote Thematik (die nötigen finanziellen Mittel vorausgesetzt) lebendig präsentieret werden kann.
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2) Das Freiluftvulkan
Puy de Lemptegy – volcan a ciel ouvert
RD 981B
F-63230 Saint-Ours-les-Roches
Tel: +33 (0)4 73 62 23 25
Fax: +33 (0)4 73 62 23 81
e-mail: info@auvergne-volcan.com
web: http://www.auvergne-volcan.com/
Öffnungszeiten: saisonal unterschiedlich, im Winter geschlossen
Eintrittspreise: 6,50 / 4,- Euro
Keine direkte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel
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Der Besuch der Vulcania findet seine logische Fortsetzung auf der anderen Straßenseite. Wurde die Vulcania in einen erstarrten Lavafluss gegraben, so ist am Puy de Lemptegy mit dem Förderschlot eben dieses Lavastroms das "Herz eines Vulkans" zugänglich. Der ehemalige Puzzolan-Steinbruch kann mit Führung (ca. 1 ½ h) oder auf eigene Faust besichtigt werden. Auch hier findet der Besucher im Kassenbereich sehr gute Informationen über den Vulkanismus – nur eben nicht am Computer, sondern als konventionelle, schon in die Jahre gekommene Wandtafeln. Auch hier gibt es aussagekräftige Grafiken und hervorragende Fotos – nur eben nicht im Großformat, sondern lediglich auf etwa DIN A5 vergrößert. Und auch hier gibt es sehenswerte Objekte – nur leider schon etwas verstaubt in wenig attraktiven Vitrinen. Zur Einführung berichtet ein Video (mit deutschen Untertiteln) über den Puzzolan-Abbau sowie den Vulkanismus der Auvergne im Allgemeinen und den Puy de Lemptegy im Speziellen.
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Im Freiluftbereich ist ein Rundweg abgesteckt. Tafeln informieren über den Aufbau des Vulkans und das Wechselspiel mit seinem Nachbarn, der aus derselben Magmenkammer gespeist wurde. Die Texte sind knapp gehalten. Anhand eines Fotos werden die einzelnen Aspekte des jeweiligen Ausschnitts der Steinbruchwand erläutert, Grafiken machen komplexe Vorgänge verständlich. Pfeile stellen die Verbindung zwischen Foto, Grafik und Text her. Und auf fast jeder Tafel findet sich derselbe Schnitt durch den Vulkan mit einem Hinweis auf den jeweiligen Standort. Im Rahmen der Führung besteht natürlich auch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Für Leute, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, gibt es an der Kassa Blätter mit fremdsprachigen Erläuterungen. Leider lässt zumindest der deutsche Text an Qualität zu wünschen übrig. Die schlechte Übersetzung macht stellenweise gemeinsam mit Fachausdrücken den Text platterdings unlesbar.
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Trotz der erwähnten Unzulänglichkeiten ist der Besuch des Volcan de Lemptegy eine empfehlenswerte Ergänzung zur Vulcania. Denn während in den unterirdischen Schauräumen der Lavafluss, in den die Vulcania gebaut wurde, kaum Beachtung findet, ist man hier direkt mit vulkanischen Bomben und den Ablagerungen von Glutwolken, mit Aschenlagen und Förderschloten konfrontiert. Was man gegenüber in der Theorie kennen gelernt hat, kann hier erlebt und begriffen werden. Und reale Objekte, die in der Vulcania so spärlich zu finden sind, stehen hier im Überfluss zur Verfügung.
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© MMII by J. Georg Friebe und VL Museen
Dokument erstellt am: 09.10.2002
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