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den 23ten Dezember |
Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt brauchen, reißen es an sich. Matth. 11, 12. Die heil. Victoria war von Geburt eine Römerin. Sie hatte das Glück genossen, von Jugend auf in der christlichen Religion erzogen zu werden. Ganz erfüllt von der Liebe zu ihrem göttlichen Heilande hatte sie den Entschluß gefaßt, nur ihm allein zu dienen, und daher wollte sie nichts wissen von einem irdischen Bräutigam, sondern bewahrte ihren Geist und ihren Körper in unversehrter Reinigkeit, damit Jesus, der himmlische Bräutigam ihrer Seele, um so mehr Wohlgefallen an ihr finden möchte. Eugenius, so hieß der heidnische Jüngling, der um die Hand der heil. Jungfrau geworben hatte, wurde ungemein aufgebracht, als er eine abschlägige Antwort von ihr erhielt. Seine Leidenschaft für sie verwandelte sich in Haß gegen sie; er verklagte sie bei dem Richter, des christlichen Glaubens wegen. Der Richter suchte sie vor Allem dahin zu bewegen, daß sie den Götzen opfere; doch wollte er dabei auch dem Eugenius zum Zwecke verhelfen, und bemühte sich ungemein, sie zur Heirath zu vermögen. Doch weder das Eine noch das Andere gelang ihm, da die heil. Victoria es eben so sehr verabscheute den Götzen zu opfern, als sie sich weigerte, in eine eheliche Verbindung zu willigen. Er ließ der heil. Jungfrau eine Lanze durch die Brust stoßen, und sie starb augenblicklich nach der empfangenen Wunde, indem sie zu dem Lilienkranze der Reinheit auch die Krone des Marterthums errang im Jahre 250 während der Verfolgung des Kaisers Decius.
© MMVII by J. Georg Friebe |