Der kaiserliche Drache
in Mandschuko


Der Drache symbolisiert Grösse und Macht. Im alten China repräsentierte er den Kaiser. An seinen sechs Zehen ist der kaiserliche Drache leicht zu erkennen. Doch der Kind-Kaiser Pu Yi (er wurde im Alter von nur zwei Jahren zum Thronerben eingesetzt) kümmerte sich kaum um Drachen. Bereits nach vier Jahren, am 12. Februar 1912 wurde Pu Yi zur Abdankung gezwungen – man darf annehmen, dass ihm auch dies egal war, zumal er weiterhin im kaiserlichen Palast wohnen durfte. Im Juli 1917 kam er wieder für 13 Tage als Kaiser an die Macht, musste dann aber 1924 den Palast endgültig verlassen. Die folgenden sieben Jahre verbrachte er unter dem Schutz der Japaner in Tianjin.

Noch ein drittes Mal sollte Pu Yi als Kaiser in die Öffentlichkeit treten. Und wie schon in seinen Tagen als Kind-Kaiser blieb er eine Marionette – doch diesmal zog Japan die Fäden. Japan hatte seit langem ein Auge auf die Mandschurei und die dortigen Bodenschätze geworfen. Nachdem Russland im russisch-japanischen Krieg 1904 aus dieser Region vertrieben wurde, musste sich Japan dennoch gedulden: Die Mandschurei wurde wieder an China zurückgegeben. Japan sicherte sich jedoch großen Einfluss. Ein getürktes Attentat lieferte 1931 schliesslich den Vorwand für die Invasion. In der Mandschurei wurde der Marionettenstaat Mandschuko eingerichtet, der nur von wenigen Staaten - darunter Deutschland, Italien und der Vatikan - diplomatisch anerkannt wurde. Und Pu Yi wurde wieder Regent, zunächst als Präsident von Mandschuko. Genau zwei Jahre später, am 1. März 1934 wurde er zum Kaiser gekrönt, freilich unter japanischer Kontrolle. Immerhin 11 Jahre – bis zum Ende des 2. Weltkriegs - hatte er dieses Amt inne.


Drachen-Ansichtskarte : Pu Yi als Präsident von Mandschuko


Sonderstempel aus Anlass der Kaiserkrönung - Link: grössere Ansicht Die Ansichtskarte zeigt Pu Yi rechts stehend. Wer die beiden anderen Personen sind, habe ich nicht herausgefunden. Der Drache im Hintergrund verweist auf die (kommende) kaiserliche Würde. Doch es ist nicht mehr der sechszehige chinesische Drache, nur ein stilisierter, seiner Attribute beraubter Drache passt zu einem machtlosen Kaiser. Die in Japan gedruckte Karte muss in den ersten beiden Regierungsjahren von Pu Yi als Präsident entstanden sein. Auf der Rückseite zeigt sie einen Sonderstempel aus Anlass der Kaiserkrönung. Und obwohl Mandschuko eigene Briefmarken hatte, stammt die Marke aus Japan!



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© MMV by J. Georg Friebe
erstellt am 03.12.2005